29Sept
2013

Erste Erkundungen

Heute hat es sich zunächst noch etwas ausgeregnet - nun, sagen wir mal, es handelte sich um "Schwachregen", d.h. jene erhöhte Luftfeuchte, bei der Mann sich fragt, ob sich die Mühe lohnt, den Schirm aufzumachen und Frau bereits beschirmt von dannen schreitet.

Nach ausgiebigem Ausschlafen und Frühstück dann zu guten Freunden gefahren, die mich zum Mittagessen eingeladen hatten. EIn koreanischer Hobbykoch - es gab Kalbi, also geschmortes Rindfleisch, wunderbar gewürzt, dazu eingelegter Bärlauch, Kimchi (scharf angemachter, gelagerter Chinakohl nach altem Hausrezept) und köstlich eingelegte Zwiebeln - Koreaner sind Meister in der Zubereitung eingelegter Gemüse! Natürlich darf der Reis nicht fehlen, der natürlich in Asien klebriger ist und meist ungeschält und viel schmackhafter ist als diese Paraboiled-Rieselreis-Unzumutbarkeiten, die man oft genug in unserer Küche findet.

Ein bisschen durch die Stadt gelaufen - der Dämmerung entgegen, in das Viertel Myeong-Dong. Das e wird übrigens nicht gesprochen, warum man es schreiben muss, bleibt das Geheimnis der seit 2001 geltenden Transkriptionsvorgaben. Früher schrieb man Myung-dong, was aber ebenso kein Koreaner verstand, denn es heißt ja Myongdong...

Das angesagte Junge-Leute-Viertel hat immer viel zu bieten: Shops, Cafes, Restaurants in Hülle und Fülle, Make-Up Salons und Handyshops, Karaokebars, die in Korea Nore-Bang (Musikzimmer) heißen. Ach ja, DVD-Bang gibt es auch: mit einigen Freunden eine DVD eines aktuellen Kinofils anschauen bei Bier, Schnaps und Knabbereien, das gibt es auch im DVD-Bang. In Myeongdong ist immer was los!

 

Myeong-dong

Impression Myeong-Dong
Einer der Wege nach Myeong-Dong hinein

Handy und internet

Multitasking koreanisch: Surfen im Web und Spieße essen - man darf nur nicht am Schluss ins Handy beißen...

 

Sinsegae

Das altehrwürdige Shinsegae-Kaufhaus war das erste in Korea, noch zur Kolonialzeit der Japaner (1908-45) gebaut. Heute beherbergt das ältere Vorderhaus ein Luxuskaufhaus (und damit ist wirklich Luxus gemeint!) und dahinter befindet sich ein Neubau mit "normalem" Angeboten, auf 14 Stockwerken. Sehenswert! Größter Konkurrent zu Shinsegae ist übrigens LOTTE. Darauf gehe ich später nochmal ein.

 

Sinsegae Haupthaus

Haupthaus im Hintergrund. Ein Besuch lohnt sich!

 

Als es dann richtig dunkel wurde, habe ich mich auf ein besonderes Wiedersehen gefreut: das Namdaemun-Tor, Koreas Nationalschatz Nummer 1, wurde 2013 wieder eröffnet, nachdem es vor 5 Jahren von einem betrunkenen, anscheinend verwirrten Mann angezündet worden war und, da aus Holz bestehend, fast völlig niederbrannte. Auf den steinernen Fundamenten wurde die Holzkonstruktion in 5 Jahren aufwändig restauriert. Ich muss sagen, mir hat etwas gefehlt in Seoul, als das Tor nicht da war und nur ein riesiges Baugerüst die Sicht versperrte. Nun steht es wieder da, und sogar ein Stück der alten Stadtmauer wurde mit wiederhergestellt. Das Namdaemun hat für Korea eine Bedeutung wie für uns das Brandenburger Tor. Es ist quasi eines der Wahrzeichen des Landes, daher auch die Einstufung als Nationalschatz Nummer 1. Dass es den Koreanern viel bedeutet sieht man schon an der Tatsache, dass das Tor nun großräumig und doch recht dezent abgesperrt ist, und zwei kleine Wächterhäuschen mit entsprechendem Personal rund um die Uhr das Tor jetzt bewachen. Geöffnet für die Besucher ist es tagsüber, bei Anbruch der Nacht ist es dann geschlossen.

Namdaemun

Koreas Nationalschatz Nummer 1: NAMDAEMUN Tor

 

Das Namdaemun (Nam=Süden, Mun=Tor) steht heute mitten in der Stadt, war aber einst, d.h. ab 1398, der südliche Eingang zur Stadt und damit das mächtigste Tor. Das Nordtor existiert heute nicht mehr, war aber kleiner. Der Grund ist klar, sieht man die Geografie Koreas an: von Norden her kamen allemal Feinde vom Festland, sprich die chinesischen Nachbarn, die immer begehrliche Blicke auf den kleineren, feinen Nachbarn auf der Halbinsel hatten - nach Süden hin kamen noch viele Kilometer koreanisches Land, und der König zog von hier in seine Sommerresidenzen, die natürlich auch allesamt südlich lagen. Heute noch erhalten sind mehrere sehr klein Nebentore und das etwas kleiner als das Namdaemun geratene Ost-Tor (Dong-Daemun). Neu angelegt ist ein "Fortress Trail, also ein Pfad entlang der alten Festungsanlagen, die immer noch in Teilen existieren. Das Tor ist ein Ausgangspunkt für diesen Trail.