07Oktober
2015

Nami-Insel - eine Art Traumland

Das Städtchen bzw. der Distrikt Gapyeong liegt etwa 50 Kilometer östlich von Seoul und beherbergt eine Menge an Sehenswürdigkeiten. "2014 habe ich schon das Dörfchen "Petite France" besucht, das uns wunderbar vor Augen führt, wie die Koreaner Europa und speziell Frankreich sehen. Das Arboretum "Morning Calm" war dann im letzten Jahr der Höhepunkt des Urlaubs und wenn ich etwas Zeit finde, werde ich dieses Mal auch wieder dahin gehen. Ausstehend auf meiner Liste war noch die Insel Nami, die in Korea und Ostasien vor allem bekannt ist durch das Soap-Drama "Winter Sonata". Ansonsten jedoch kennt man Nami Island noch über den Namen des mit seinen 26 Jahren äußerst jungen, sehr aktiven und sehr erfolgreichen Generals Nami, der im 15. Jahrhundert, nachdem ein neuer König an die Macht kam, in Ungnade fiel und des Verrats angeklagt wurde - mit fest stehendem Urteil: der Exekution. Erst vor etwa 100 Jahren wurde er voll rehabilitiert und hat nun seine letzte Ruhestädte nebst Ehrentitel eben auf jener Insel gefunden.

Heute befindet sich neben der Grabanlage auch die "Republik Naminara" auf diesem kleinen Eiland inmitten des Hanflusses, das nur mittels einer Fähre erreichbar ist, und über einen "Speed Wire", den waghalsige benutzen können und der diese in knapp 3Minuten quer über den Fluss hoch über das Wasser frei hängend in einem kleinen Geschirr hinüber katapultiert.

Natürlich ist das mit der freien Republik nur ein geschäftlicher Gag, man bleibt stets in Korea, aber irgendwie bekommt man das Gefühl nicht los, dass es auf dieser kleinen Insel irgendwie anders ist als anderswo - da stehen Skulpturen in der Landschaft herum und viel Kinderbespaßung kann man erleben. Eine kleine Sightseeing-Eisenbahn (UNICEF Charity Train) durchfährt die Insel - ein Spass für Jung und auch Alt (Kosten: gerade mal 1,5 Euro!) Demzufolge ist auch viel los speziell an den Wochenenden, wo man hier wohl kaum noch einen freien Platz findet. Es gibt auf der Insel eine eigene "Währung", mir der man auch bezahlen kann, eigene Briefmarken und ein Postamt, von wo man Briefe mit speziellen Stempeln versehen, in alle Welt versendet. Der Sender MBC hat ein kleines Broadcast Center und sogar mehrere Hotels bieten Übernachtungsmöglichkeiten an - sowie eine große Badeanlage.

Beeindruckend fand ich die großen und kleinen Tonfiguren, die man an vielen orten finden kann und die immer sehr lustig und karikiert nackte Menschen bei ebenso lustigen Aktivitäten, wie dem Spielen mit den Kindern, dem Tratsch und Klatsch usw. zeigen. Durchweg dicke Leute, meist gut gelaunt, dann aber auch mal grantig, mit dicken Bäuchen, Falten und großen Händen und Mündern tummeln sich da. Die Künstlerin hat ein feines Gespür für die Details des menschlichen Ausdrucks, und man merkt, dass diese Art der Volkskunst auch der koreanischen Seele entspricht, die sehr humorvoll ist und denn auch gelegentlich mit deftigem Scherz nach außen dringt.

Landschaftlich ist das kleine Eiland wirklich reizvoll, im Herbst durch die Laubfärung und im Frühling durch die vielen Blumen. Alles ist fußläufig erreichbar.

An jeder Ecke sind Restaurants, Andenkenläden und auch in die Töpferwerkstatt, wo die Keramik "gebacken" wird, kann man einfach so hinein gehen und den Leuten über die Schulter schauen. Selbst Strauße sind in einem großen Gehege zu erleben, und es gibt viele Eichhörnchen, die zwischen den Wegen und Trampelpfaden umherspringen.

Irgendwie ist Nami island eine art "Dreamland" hier am Rand von Seoul. Man könnte meinen, es ist kitschig, aber aufgrund der Themenhäuser von UNICEF, wo die Arbeit der UN Hilfsorganisation schön geschildert wird als auch der Künstler-Galerie im Zentrum der Insel schlägt man den Bogen weg von rein banaler Bespaßung hin zu einem Ort, wo man als Stressgeplager Städtler sich auch mal hinsetzen und ein bisschen die Beine -und die Seele!- baumeln lassen kann.

Der iTX Zug fährt vom Seouler Bahnhof Yongsan (der 2. große Bahnhof in Seoul) in knapp 60 Minuten nach Gapyeong, Kosten: ca. 3,5 Euro. Der lokale Bus fährt in 5 Minuten zur Nami Insel-Anlagestelle, die Kosten sind bei etwa einem Euro. Mit dem Taxi fallen 2 Euro an. Das Fährticket ist auch das Eintritts"visum" und kostet 8 Euro.

Im 10 Minuten-Takt schaufeln zwei Fähren die Besucher auf die Insel...

 

 

 

Im Oktober beginnt die Laubfärbung, die nun jeden Tag stärker wird.

     

Lustige und teils verrükte Kunst steht hier in der Landschaft - und doch passt es hierher, wo keine Norm so richtig gelten will...

 

Die Tonfiguren der Künstlerin Kim (den Vornamen muss ich nochmal herasfinden) prägen mit diese Insel

 

 

Absolut fantastisch und wunderbar in Szene gesetzt:

 

Die kleine Bahn fährt an den wichtigsten Punkten der Insel vorbei.

 

Das Straußengehege von Nami

 Internetseite von Naminara