2013
Kontraste in der Stadt
Kontraste gibt es in Korea zur Genüge. Alt und Neu, Tradition und Moderne. Ein westlicher Lebensstil auf den ersten Blick, und doch wurde vieles westliches adaptiert und transformiert. "Multikulti" als globalen EInheitsbrei mögen die Koreaner wohl weniger. Sich aber aus anderen Kulturen quasi die Rosinen herauspicken - ja, das ist durchaus gewollt. Die Designer-Handtasche am Arm spazieren geführt steht in keinem Widerspruch zum feiertäglichen Anlegen des Hanbok, des traditionellen Kleides. Und auch wenn der Herr eine italienische Designer-Sonnenbrille trägt, französischen Wein trinkt und modernste Technikspielzeuge sein Eigen nennt - zu Hause schläft man gerne "Ondol bang" (auf dem auch im Sommer(!) gut elektro-geheizten Boden), schaut sich im modernen HDTV die traditionellen Dramas aus der koreanischen Geschichte an und speist mit Freunden dann wieder gerne koreanisch. Abends geht man dann mit der Freundin in den Jazzclub und am Wochenende spielt sie in einer Gruppe das alte Instrument Kayagum (koreanische Zither), er wiederum legt den Designer Anzug ab und trainiert die koreanische Kampfkunst Taekwan-do . Ein vielleicht wilder Stilmix, der sich aber durchaus verträgt, und gerade so auch in der modernen, jungen koreanischen Kunst niederschlägt.
Wenn man offenen Auges durch die Viertel Insadong und Bukchon geht, kann man das Resultat sehen, das dieser Mix hervorbringt: dort, wo beinahe im monatlichen Wechsel junge koreanische Desinger kleine und kleinste Läden eröffnen, Mini-Galerien ihre Besucher anziehen und damit auch Trends setzen.
Mein absolutes Lieblingsviertel ist eben auch genau da, wo Seoul noch dörflich ist. Sicher, oftmals überlaufen von den vielen Besuchrn, aber je nach Zeit und Ort es gibt auch Ecken, die abseits des Hauptsroms liegen und die ich gerne erkunde.
Hauptstraße Insa-dong, viele Kunstläden und solche mit traditionellem Handwerk.
Modesesigner toben sich hier mit neuen Farben und Stoffen an der traditionellen Tracht "Hanbok" (Han=Volk der Koreaner, Bok=Kleid) aus.
Szenerie auf der Insa-dong.
Die Straßen von Insadong sind tatsächlich seit 2013 ausgewiesene Nichtraucher-Bereiche! Erstaunlich, dass trotz nicht vorhandener Polizeikontrollen sich fast alle daran halten.
Blick vom an Insadong angrenzenden Viertel Bukchon nach Süden auf "Downtown"
Glockenspiel an einem Teehaus, angeleht an jene Windspiele, die man in buddhistischen Tempelanlagen findet.
rechts: Teehaus alt und links Teehaus neu (=Coffeeshop :-) ...
Eine typische Gasse im oberen Teil von Bukchon
Impression aus Bukchon,, das eigentlich "Nord-Dorf heißt" und wo früher die Beamten des Adels wohnten, in der Nähe, d.h. zwischen dem Palastanlagen Seouls. Daher sind hier viele alte traditionelle Häuser mit den geschwungenen Dächern (Hanok-Haus) erhalten.
Pause muss sein: wenn schon ein spannendes "Drama" im TV läuft...und alle hören mit!
Hanoks haben an jeder Wand Fensteröffnungen dicht an dicht, um im Sommer die Luft durchs Haus wehen zu lassen. Durch das vorgezogene Dach dringt keine Mittagssonne ein. Im Winter hingegen strahlt die tief stehende Sonne ins Haus und wärmt. Koreaner waren schon "ökl", als es das Wort noch gar nicht gab!
Tradiitoneller Türbeschlag.
Ganz in der Nähe zu Insadong liegt der Tapgol Park, ein sehr kleiner Park, der übersetzt Pagodenpark heißt. Dort steht eine der ältesten Pagoden Koreas unter einem Haus aus Glas. Im Park findet man kleine Pavillons wo sich vorrangig ältere Herrschaften - und gemeint sind hier ausschließlich Herren(!) einfinden, um zu lesen, ein Schwätzchen zu halten oder einfach nur vor sich hin zu dösen. Manche spielen auch Paduk, das koreanische Pendant zum japanischen Go-Schach, das mit 365 Steinen gespielt wird. Eine nette Atmosphäre ist in dem Park, der so mitten in der Stadt ist aber doch etwas abseits erscheint, da keine jungen Leute herkommen. Die strömen nach Downtown zum shoppen oder nach Insading und Bukchon wo das, was angesagt ist, tobt: der Trend. Hier, in dem kleinen Park, sind die Alten Leute unter sich, und das möchten sie auch. Hier wird auch an den Widerstand in der japanischen Besatzungszeit bis zum Ende des 2. Weltkrieges gedacht, sowie der Befreiung Koreas 1945.
Tapgol Park
Gerne hält man einen Plausch und ist immer für einen Scherz zu haben
Auch viele lesen und entspannen hier im kleinen Park der Pagode.
Schattig Plätzchen gibt es genug. Und der Pavillon im Hintergrund ist auch noch da.