18Oktober
2017

Spezielle Ecken in Seoul

Die Sehenswürdigkeiten der Stadt kennt man ja, wenn man schon ein paar mal vor Ort war.

Dan beginnt man, sich von den üblichen Pfaden zu befreien und findet dann "seine" persönliche Stadt. Ich finde "mein Seoul" immer in den Straßen, wo man ganze Viertel hat die etwas spezieller sind. So ist es auch in Sinsa-dong nahe der gleichnamigen U-Bahn Station der Linie 3 (Ausgang 8, dann knapp 100m). Hier haben sich auf mehreren Hundert Metern einige Galerien und internationale, aber auch unbekannte Labels in architektonisch sehr ansprechenden, kleinen Häusern angesiedelt. Zwischendrin sind dann die üblichen Cafés, Kneipen und Restaurants, wo man auch bis spät in die Nacht noch einkehren kann.

Die Häuser entsprechen in den Grundrissen den alten Bebauungen aus der Zeit der 60er bis 80er Jahren des letzten Jahrundert, aber die Bauten sind komplett entkernt und mit neuen Fassaden hergerichtet worden, oder man hat die Bauten neu errichtet. Eine erkennbare Bauordnung gibt es hier zumindest wohl nicht, und das ist letztlich auch gut so, denn dieser vermeintliche Stilmix ist so bezeichnend für das moderne Seoul. Auf der einen Seite werden modernste Großbauten in sehr überschaubaren Zeiten hochgezogen, und ganze Stadtviertel modernisiert, d.h. alte Hochhäuser aus der Boomzeit der 80er werden abgerissen und neu errichtet (wobei die früheren Bewohner, wie mir eine Freundin mitteilte, das Vorzugsrecht bei der neu errichteten Wohnung haben).

Andererseits entstehen zu gleicher Zeit an bestimmten Bereichen Kleinparzellen völlig (bzw. offensichtlich völlig) frei.Es erscheint auch so, dass Bauvorschriften nicht jede Kreativität in Sachen Traufhöhe, Farbgebung und Geschossfläche von vorneherein ersticken.

 

Ziemlich brachial kommt "Craft Hans" rüber: dort wird auch ein entsprechendes "Hand made Beer" gebraut, das dann in einem "zünftigen" Ambiente eines koreanischen HOF (bedeutet Bier-Kneipe und leitet sich wirklich vom deutschen Hofbrauhaus ab!) getrunken wird.

Glasperlenspiele dürfen auch hier nicht fehlen, und während die Mädels unten kaufen, kann ER seinen Kaffee im 1. OG trinken

Ja - ER ist es: DER KARL, DER LAGERFELD! SEIN STORE!
Aber wem gehört das rosa Auto?

Manchmal mutet es schon ein wenig deutsch an, nicht wahr?
Generell wird vieles, wenn es mit "zünftig" und "gemütlich" assoziiert wird, auf Deutschland bezogen.
Auch wenn es um Präzision, Disziplin oder auch Zuverlässigkeit und Industrie-Design geht, bemüht man Deutschland.
Lebensstil und Lockerheit, Verspieltheit gutes Essen und Wein - das kommt eher zu den Franzosen, 

Die Koreaner haben da ganz klare Vorstellungen!

 

Farbakzente dürfen nicht fehlen, gerade wenn es um das "Essen für die Haut" geht...

Ja, die Selfies sind natürlich was geworden ;-)

So eine Sauerei...

Pizza-Express mit Wartezone!

 Ach ja, und eine Rarität: ein GRAFFITI!!!! Sehr selten in Seoul, und auch hier dezent.

 

Nach so viel interessanter Architektur begab ich mich noch aufgrund eines Tipps, den ich erhalten hatte, in den Stadtteil Dongdaemun-gu am östlichen Ende der Stadt, wo sich ein wunderbarer "Folk Flea Market" befindet, der wirklich lohnenswert ist, sich anzusehen.

Ein zweigeschossiges Haus begrüßt die Besucher:

Koreanische Laternen in Firgurinenform - nett gemacht, heißen die Besucher im Obergeschoss willkommen

Die hier ausgestellen Möbel sind wirklich alt

Diese "Harubang" sind Fruchtbarkeitssymbole und stammen von der koreanischen Hochzeitsinsel Insel Cheju
(mich erinnern sie eher an ältere Herren beim gucken am FKK-Bereich des Baggersees....)

Skeptischer Blick - die Büste eines Ex-Präsidenten(?) ist wohl zu groß für daheim oder entspricht nicht seinem politischen Geschmack.

Sie hat mich richtig vorwurfsvoll angeschaut nach dem Motto: "kannst Du mir mal sagen, wie ich HIERHER komme?"

Lange Gänge mit tollen Exponaten - kreuz und quer, aus allen Regionen der Welt.

Der Begriff eines "gut abgehangenen Saxophons" bekommt hier neue Bedeutung!
Und ein Geigenbauer scheint hier auch seine Dienste anzubieten - zumindest repariert er.

So eine klassische Kombination war wohl einst die Zierde eines gepflegt-gutbürgerlichen koreanischen Haushaltes - und hat wohl auch den gleichen Stellenwert wie bei uns gehabt - merke: das Fernsehen hat aus dem Kreise der Familie einen Halbkreis gemacht.Nicht nur in Deutschland.